Sonntag, 3. August 2008

Auf dem Rücken der Pferde und in den Gemäuern einer alten Fabrik


Labukas visiems :)

Nu, kaip jums sekasi? Cia Kaune viskas labai gerai, man geriau dabar, karstas oras, saule, mano vaikai, mano draugai ... kas dar reikia? ;)

Nur ein kleiner Litauischeinstieg, nun gehts auf Deutsch weiter, keine Angst.

Ich sitze vorm Computer, habe nach langer Zeit wieder mal Bilder sortiert und gespeichert und doch wieder eine Menge schöne Eindrücke gefunden, von denen ich euch eigentlich noch berichten wollte.
Klar, alles lässt sich niemals er- und aufzählen ... aber von diesem einem Wochenende vor 2 Wochen in Panevezys muss ich einfach noch erzählen. Hoffe, ihr seid nach wie vor interessiert and meinem Leben und Streben hier :o)

In Panevezys habe ich mich mit Lise (Frankreich) und Karo (Österreich) getroffen und wir haben zusammen die Räume der alten, geschlossenen Zuckerfabrik unsicher gemacht. Dabei sind ziemlich nette (wie ich finde) Bilder entstanden, die ich diesem Bericht beifüge.


Das ist für mich auch etwas ganz "Litauisches" ... diese alten Gebäude, viele von ihnen in dem typischen "Sowjetstil" (grau-weiß mit so speziellen Kacheln), die leerstehen und weder weggerissen noch renoviert werden. Wo Bäume aus den Mauern sprießen, Kinderbanden ihre Nachmittage verbringen (siehe Fotos!). Wo man sehr schöne Fotos knipsen kann, sich 3 von Charlies Angels am Dach fotografieren lassen. Wo Glasscherben auf großen Haufen liegen, Graffiti die Wände bedecken.


Wo es spannend ist, wo man die ehemalige Betriebsamkeit irgendwie noch im Gebäude spürt. Ich versuche mir dann die Gebäude vor 20 Jahren vorzustellen und spüre oft wirklich noch das Leben, das in ihnen war. Aufregend und irgendwie auch schön.


Also ein paar dieser Fotos :)

Am nächsten Tag hatten Lise, Karo, Anouk (auch Frankreich), ihr Freund und ich dann wieder etwas anderes vor ... seit 6 Jahren bin ich nicht mehr geritten, früher in Österreich eigentlich echt viel ... nun saß ich wieder auf einem Pferd.


Und wir hatten wirklich das "volle Programm" -
nicht sehr kleine Pferde (keine Ponys! Ich habs trotzdem auf Anhieb hinaufgeschafft *gg*),
eine Runde Schwimmen am Pferderücken im Fluss,
tausend Mücken und Fliegen am Pferdehals,
gemütliches Traben durch die tolle Landschaft um Anyksciai,
und schließlich eine Galoppstrecke mit - wirklich nicht niedrigen! - Sprüngen!!

Letzteres - zugegeben - nur, weil ich das litauische Wort nicht wirklich verstanden hatte. So waren wir etwas überrascht von den Sprüngen, aber alles ging gut :)
Und es machte seeehr viel Spaß!

Allerliebste nächtliche Kaunasgrüße!

Eure Sarah

So kleine Hände

Mit diesem Songtext von Bettina Wegner möchte ich euch wieder mal ein paar visuelle Einblicke in meine Arbeit im Kinderheim geben ...

"Sind so kleine Hände
winzge Finger dran.
Darf man nie drauf schlagen
die zerbrechen dann.

Sind so kleine Füße
mit so kleinen Zehn.
Darf man nie drauf treten
könn' sonst nicht gehn.

Sind so kleine Ohren
scharf, und ihr erlaubt.
Darf man nie zerbrüllen
werden davon taub.

Sind so schöne Münder
sprechen alles aus.
Darf man nie verbieten
kommt sonst nichts mehr raus.

Sind so klare Augen
die noch alles sehen.
Darf man nie verbinden
könn sie nichts verstehen.

Sind so kleine Seelen
offen und ganz frei.
Darf man niemals quälen
gehn kaputt dabei.

Ist son kleines Rückgrat
sieht man fast noch nicht.
Darf man niemals beugen
weil es sonst zerbricht.

Grade, klare Menschen
wärn ein schönes Ziel.
Leute ohne Rückgrat
haben wir schon zuviel."



...und dazu noch eine kleine "Geschichte" ...

Laima, ein behindertes Mädchen, kam letzte Woche zu uns. Sie ist 5 Jahre alt, sitzt im Rollstuhl, hat epileptische Anfälle, ist zuckerkrank, geistig und körperlich behindert. Aber sie ist fröhlich und lacht viel.

Erst vor kurzem habe ich ihre Geschichte erfahren.
Ihre Mutter ist geistig behindert, derzeit im Krankenhaus und kann sich um ihre Kinder nicht kümmern.

Laima hat eine ebenfalls behinderte Schwester, die von ihrer Oma versorgt wird und einen (gesunden) Bruder mit 10 Jahren. Und eben er war es, der Laima während der letzten Zeit versorgt hat, als ihre Mutter im Krankenhaus war.

Irgendwann hat er sie dann zu uns ins Kinderheim gebracht - ganz alleine! - meinte noch "Ich hab ihr schon zu essen gegeben und geschlafen hat sie auch schon", dann noch "Ate!" ("Tschüss!") zu Laima und ging.
Vom Vater der Kinder wissen wir gar nichts.

Hier nun die versprochenen Fotos für euch ...