Episode 2 .. folgt nun wirklich gleich, heute bin ich mal richtig fleissig :o)
Also, von den Festen hab ich berichtet. Von den Reisen noch nicht. Waehrend der letzten Wochenenden hat es mich selten "nur" in Kaunas gehalten, ich bin einige Male nach Vilnius gefahren, einmal auch mit Anne, EVS aus Deutschland, zum Kasiukas-Markt (oder soaehnlich) ... einem riesigsten Markt mit hunderttausend Staenden mit Kunsthandwerk und auch Touristenzeug. Hat sich ausgezahlt :)
Dann, die naechste groessere Reise hab ich grad hinter mir ... und zwar 5 Tage in Polen. Am Samstag gings los, natuerlich per Trampen, am Anfang war ich doch etwas skeptisch, wie 400 km trampen funktionieren werden und befuerchtete bereits, dass wir um 10 Uhr abends in the middle of nowhere irgendwo in Polen festsitzen und nicht weiterkommen.Als wir dann aber kurz darauf in einem gemuetlich-warmen Truck sassen, der uns ueber 200 km weit mitnahm, verflogen meine Zweifel im Nu ... ich sags euch, Trampen in Polen ist echt einfach und es ging viel viel schneller als gedacht und schwuups, haben wir die polnische Hauptstadt erreicht.
Von Warschau hab ich bisher nur gehoert ... graue dunkle triste Stadt ... es gibt nix zu sehen ... polnisch eben ... muss man nicht hin.Das alles kann ich widerlegen und nur sagen - da muss man hin! :)Ich habe selten zuvor eine so spannende, wunderschoene Stadt erlebt und noch dazu eine, die nach dem Krieg zu 85 Prozent zerstoert war und wieder aufgebaut wurde ... Wahnsinn.
Wir waren 3 Tage lang von frueh bis spaet unterwegs ... Altstadt, Neustadt, Parkanlage und Schloss Wilanow, Chopin-Museum, Kunstgalerie, polnische Volkskueche, sauteures polnisches Luxuscafe, langer Rundgang im juedischen Viertel (ich fuehlte die Geschichte dieser Stadt oft sehr praesent, vieles im ehemaligen Ghetto wirkte nach wie vor stark auf mich, sehr bewegend, sehr sehr erschreckend), Praga (der einzige Teil der Stadt, der nicht zerstoert wurde), abends in supergemuetlichen polnischen Bars ...
Nach 3 Tagen waren wir alle ganz schoen muede :o)
Eine weitere Reise wird's fuer mich dann Ende Maerz geben, da gehts dann los nach Norwegen, nach Oslo. Freu mich schon sehr :)
Eine Reise der etwas anderes Art liegt ebenfalls hinter mir, und zwar der Umzug in eine neue Wohnung. Bis heute habe ich nicht begriffen, warum wir aus der alten schoenen Wohnung ausziehen mussten, ewig lange haben wir (meine Mentorin hauptsaechlich) gesucht ... und vor 2 Wochen sind wir in unser tolles neues Heim umgezogen!
Perfekte Lage mitten im Zentrum, und der Luxus von riesigen Zimmern (meines ist wieder mal Partyroom :o)), Mikrowelle, Wasserkocher und ... tatatarataa - Waschmaschine!! :)
Diese mag mich aber uebrigens nicht, und ich sie auch nicht mehr. Gestern hat sie mich mit einer Wasserfontaene und Waschmittel bespritzt (kann ich doch nicht wissen, dass man eine Waschmaschine nicht oeffnen soll, wenn sie eingeschaltet ist!), heute hat sie schlichtweg beim Schleuderprogramm gestreikt und ich habe tropfnasse Waesche zum Trocknen aufgehaengt. Naja, vielleicht ist es auch nicht ihre Schuld, sondern ... ein bisschen auch meine. Man merkt irgendwie, dass das meine erste hautnahe Begegnung mit einem solchen Geraet ist :o) Jaja, auch so wird man selbststaendig, Mama ... *smile*
Mein Zimmer ist sooo gross, dass es langsam zum Hostel wird, die Gaeste geben sich beinahe schon die Tuerklinke in die Hand ... kaum gehen welche, kommen auch schon die naechsten. Mir macht es Spass :o)
Uebers Wetter will ich gar nicht viele Worte verlieren ... in Warschau war es herrlich, der blaueste Bilderbuchhimmel den man sich nur vorstellen kann und fruehlingshafte 15 Grad ... hier in Kaunas: NIESELREGEN. Was sonst?!
Ja, ein Drittel meines EVS ist nun schon wirklich vorbei ... so oft habe ich das Gefuehl von "Leben pur" hier (das soll nicht heissen, dass mein Leben vor dem EVS nicht spannend oder ausgefuellt gewesen ist, auf keinen Fall ...) ... Anne hat mal gemeint, dass sie hier irgendwie naiver wird, vielleicht stimmt das auch, aber positiv gesehen.
Und es sind hier so viele starke Momente - in einem Truck zu sitzen, von dem polnischen Fahrer, der weder Deutsch noch Englisch kann, auf einen Kaffee eingeladen zu werden und durch Polen zu duesen. - Geimeinsam mit meinen Kids zu lachen und sich zu freuen, wenn wieder mal eines laut "Salaaaah!" (das "r" ist eben schwierig!) ruft. Wenn ich nichts zu tun habe, einfach in meiner LieblingsWG zu sitzen, Shisha zu rauchen, sich einfach gut zu fuehlen. Zu merken, wie sehr ich manche Menschen hier vermisse, wenn ich sie laenger nicht sehe, zu merken, dass sich auch hier nahe Freundschaften aufbauen werden.
Freiheit. Freude. Eindruecke. Spontaneitaet. Abenteuer. Leben pur.
Eure Sarah