Joselyn ist 11 Jahre, geht aber erst in das dritte Jahr der Grundschule. Nachmittags kommt sie in die Fundación Don Bosco am Terminal, um ihre Hausaufgaben zu erledigen. Sie hat sieben Geschwister, ihre aufgeweckte kleine Schwester Diana und ihr kleiner Bruder Patricio besuchen ebenfalls unser Projekt. Die Kinder stammen aus einer armen Familie, meine Kollegin und ich vermuten, dass sie auch nicht genug zu Essen haben, denn einmal saß Diana unterm Tisch und aß vom schmutzigen Boden Popcorn, die einem anderen Kind versehentlich runtergefallen sind. Ein andermal schmiss ein Bub im Projekt absichtlich Brot zu Boden. Meine Kollegin schimpfte ihn und hob das Brot auf, um es wegzuwerfen, aber Diana bat darum und aß es komplett auf.
Die Mutter arbeitet tagsüber und der Vater ist Alkoholiker. Zuhause kann den Kindern keiner bei den Hausaufgaben helfen. Die Kinder wirken sehr vernachlässigt, tragen schmutzige Kleidung und haben Läuse und Schuppen im ungewaschenen Haar.
Joselyn hat außerdem Lernschwierigkeiten, vielleicht ist sie sogar geistig ein wenig beeinträchtigt. Sie kann immer noch nicht schreiben und kennt auch die Zahlen nicht. Sie verwechselt oft das „n“ mit dem „e“ und damit sie ein Wort schreibt muss man es ihr sehr, sehr langsam vorsagen, oder sogar Buchstabe für Buchstabe diktieren. In der Schule hat man sie vermutlich aus Mitleid aufsteigen lassen, denn der verlangte Stoff entspricht nicht ihren Fähigkeiten. Momentan lernt sie Multiplikationen und ist völlig überfordert. Sie kann sich unter einer abstrakten Zahlenfolge nichts vorstellen, denn sie hat schon Schwierigkeiten mit den Zahlen von 1 bis 10. Zweistellige Zahlen kann sie außerdem nicht einmal lesen. Ich bin sehr pessimistisch, dass sie dieses Jahr schaffen wird.
Leider haben wir bis jetzt noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit ihren Eltern Kontakt aufzunehmen, denn es wäre gut für sie, im nächsten Jahr in unser Centro Pedagogico Don Bosco zu wechseln.
Ein Bub, der zu uns zum Terminal kommt, um seine Hausaufgaben zu machen, heißt Richard. Seine Eltern haben ihn verlassen und er lebt mit seiner Großmutter. Er geht in das zweite Jahr der Grundschule und hat das Jahr schon zweimal verloren, ein drittes Mal darf nicht wiederholt werden.
Er kann zwar schnell abschreiben, versteht aber nicht, was er schreibt, denn er kann nicht lesen. Ich habe schon mehrmals versucht, ihm zu helfen. Einmal wollte ich ihm die Vokale beibringen, aber es war, als würde ich gegen eine Wand reden. Richard konzentriert sich nicht, er gibt mir immer Antworten, ohne nachzudenken, rückt unruhig auf seinem Stuhl hin und her und quängelt. Er will nicht lernen.
Vor einigen Wochen ist seine Großmutter verärgert ins Projekt gekommen und hat sich beschwert. Sie hat uns Vorwürfe gemacht und gesagt, dass wir Richard doch lesen lassen sollen, was er schreibt, denn sie könne nicht lesen. Wir haben der Großmutter erklärt, dass wir unser Möglichstes versucht haben, doch er sei einfach nicht aufnahmefähig. Die Frau antwortete: „Dann schlagt ihn halt!“. Die Erziehungsmethoden mancher Menschen sind schon schockierend. Ich konnte nicht fassen, dass die Großmutter von uns verlangte, ihr Enkelkind zu schlagen.
Die Erfahrung, die ich mit Richard gemacht habe, ist das Gefühl von Resignation. Ich mag Richard, ich hätte ihm wirklich gerne Lesen beigebracht, aber es gibt offenbar Kinder, denen kann man nicht helfen. Eigentlich sollte die Wissbegierigkeit einem jeden Kind innewohnen, aber es gibt scheinbar Ausnahmen. Richard ist ein Bub, der nicht lernen will, der sich dagegen sträubt und nichts aufnehmen will. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich in so einem Fall auch nichts machen kann, denn es liegt nun an ihm, einen Schritt weiterzugehen.
Die Mutter arbeitet tagsüber und der Vater ist Alkoholiker. Zuhause kann den Kindern keiner bei den Hausaufgaben helfen. Die Kinder wirken sehr vernachlässigt, tragen schmutzige Kleidung und haben Läuse und Schuppen im ungewaschenen Haar.
Joselyn hat außerdem Lernschwierigkeiten, vielleicht ist sie sogar geistig ein wenig beeinträchtigt. Sie kann immer noch nicht schreiben und kennt auch die Zahlen nicht. Sie verwechselt oft das „n“ mit dem „e“ und damit sie ein Wort schreibt muss man es ihr sehr, sehr langsam vorsagen, oder sogar Buchstabe für Buchstabe diktieren. In der Schule hat man sie vermutlich aus Mitleid aufsteigen lassen, denn der verlangte Stoff entspricht nicht ihren Fähigkeiten. Momentan lernt sie Multiplikationen und ist völlig überfordert. Sie kann sich unter einer abstrakten Zahlenfolge nichts vorstellen, denn sie hat schon Schwierigkeiten mit den Zahlen von 1 bis 10. Zweistellige Zahlen kann sie außerdem nicht einmal lesen. Ich bin sehr pessimistisch, dass sie dieses Jahr schaffen wird.
Leider haben wir bis jetzt noch nicht die Gelegenheit gehabt, mit ihren Eltern Kontakt aufzunehmen, denn es wäre gut für sie, im nächsten Jahr in unser Centro Pedagogico Don Bosco zu wechseln.
Ein Bub, der zu uns zum Terminal kommt, um seine Hausaufgaben zu machen, heißt Richard. Seine Eltern haben ihn verlassen und er lebt mit seiner Großmutter. Er geht in das zweite Jahr der Grundschule und hat das Jahr schon zweimal verloren, ein drittes Mal darf nicht wiederholt werden.
Er kann zwar schnell abschreiben, versteht aber nicht, was er schreibt, denn er kann nicht lesen. Ich habe schon mehrmals versucht, ihm zu helfen. Einmal wollte ich ihm die Vokale beibringen, aber es war, als würde ich gegen eine Wand reden. Richard konzentriert sich nicht, er gibt mir immer Antworten, ohne nachzudenken, rückt unruhig auf seinem Stuhl hin und her und quängelt. Er will nicht lernen.
Vor einigen Wochen ist seine Großmutter verärgert ins Projekt gekommen und hat sich beschwert. Sie hat uns Vorwürfe gemacht und gesagt, dass wir Richard doch lesen lassen sollen, was er schreibt, denn sie könne nicht lesen. Wir haben der Großmutter erklärt, dass wir unser Möglichstes versucht haben, doch er sei einfach nicht aufnahmefähig. Die Frau antwortete: „Dann schlagt ihn halt!“. Die Erziehungsmethoden mancher Menschen sind schon schockierend. Ich konnte nicht fassen, dass die Großmutter von uns verlangte, ihr Enkelkind zu schlagen.
Die Erfahrung, die ich mit Richard gemacht habe, ist das Gefühl von Resignation. Ich mag Richard, ich hätte ihm wirklich gerne Lesen beigebracht, aber es gibt offenbar Kinder, denen kann man nicht helfen. Eigentlich sollte die Wissbegierigkeit einem jeden Kind innewohnen, aber es gibt scheinbar Ausnahmen. Richard ist ein Bub, der nicht lernen will, der sich dagegen sträubt und nichts aufnehmen will. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich in so einem Fall auch nichts machen kann, denn es liegt nun an ihm, einen Schritt weiterzugehen.