Montag, 16. Juni 2008

#15 Ein ereignisreicher Samstag


Du meine Güte, was für ein Tag war der 14. Juni! Wir machten einen Ausflug mit den Kindern der Herberge. Madre Narciza und Madre Marthita in zivil, zwei Kisten Essen, drei Volontäre und 16 Kinder wurden in die für 12 Leute zugelassene Buseta gestopft und los ging's – Marienlieder singend und Ave Marias betend. Die Tour ging mit dem Fahrrad von Baños nach Rio Verde UND ZURÜCK! Ich fuhr als Schlusslicht in einer kleineren Gruppe, die Jessica, Antonio und Franklin bildeten.
Die erste Panne hatte Franklin, dessen Bremsen nach einem Sturz klemmten. Wir werkten am Straßenrand an dem Rad herum, jedoch erfolglos. Ab und zu blieben Radfahrer stehen, um zu helfen, doch keiner hatte Werkzeug dabei. Dann blieb ein Polizeiauto stehen und Jessica erklärte den beiden Polizisten das Problem. Die Polizisten lösten die Bremsen, jedoch hängten sie dabei Bremskabel aus, sodass man nicht mehr bremsen konnte und sagten, Franklin solle langsam weiterfahren und halt mit dem Fuß bremsen! Aaaaaah! Und sowas sagt die POLIZEI! Das ist doch Selbstmord!
Wir hielten eine camioneta (Pick-up) an und hievten das kaputte Fahrrad und einen beleidigten Franklin darauf. Treffpunkt: Rio Verde.
Jessica und Antonio fuhren weiter, ich hinterher. Doch bald verlor ich sie aus den Augen. Und in meinem Blickfeld tauchte ein Tunnel auf. Sche***. Ich war alleine. (Im Nachhinein erfuhr ich dann, dass außerhalb des Tunnels ein Weg für Radfahrer vorbeiführte. Das ist mir aber damals noch nicht aufgefallen.) Ich fuhr also auf den Tunnel zu. Und hinein. Und Tunnel in Ecuador darf man sich nicht so vorstellen, wie Tunnel in Österreich. Es gibt weder Beleuchtung, noch Lüftung, noch sonst irgendwelche Hilfsmittel. Einfach nur eine finstere, steinerne Höhle. Und in meinem Fall sah man nicht mal ans andere Ende. ¡chuta! Bald war ich von totaler Finsternis eingehüllt. Ich sah absolut GAR NIX und wurde absolut GAR NET gesehen. Ich bekam angst. Wasser und Dreck tropfte von oben. Plötzlich hörte ich von hinten ein Fahrzeug kommen. Der Lärm wurde lauter und ich fand mich plötzlich in hellem Scheinwerferlicht wieder. Es war ein Bus. Es war mein Ende. Meine Angst steigerte sich zur Todesangst. Mein Herz blieb fast stehen, als der Bus hupend vorbeibretterte.
Ich lebte noch. Und war wieder von totaler Finsternis eingehüllt. Ich trat fest in die Pedale und radelte immer weiter. Vor mir tauchte Tageslicht auf und ich erreichte das Freie. Schmutzig, zitternd und erleichtert.
Ein bisschen weiter unterhalb des Tunnels war eine Menschenmenge versammelt. Ich fuhr jedoch weiter, denn ich dachte, ich müsse Jessica und Antonio einholen. Erst in Rio Verde erfuhr ich, dass Jessich, Antonio, die Madres und alle anderen Teil der Menschenmenge waren.
Passiert war folgendes: Drei Ausländer (immer diese Ausländer!) haben mit Quads ein Wettrennen veranstaltet und dabei Wilian fast übern Haufen gefahren. Sein Fahrrad ist dabei in eine Schlucht gestürzt – und er auch fast. Daraufhin sind Wilian, Gustavo, Ricardo und David in die Schlucht hinabgestiegen und total zerkratzt und schmutzig – aber MIT Fahrrad – wieder heraufgekraxelt.
In Rio Verde trafen wir dann alle wieder zusammen. Christina war mit drei Burschen der ersten Gruppe schon in der nächsten Ortschaft Machay gewesen und auf einer camioneta wieder nach Rio Verde zurückgekommen. Hier aßen wir mittag: Hendl, Erdäpfel, Mais, Meerschweinchen.
Die Rückfahrt nach Baños verlief hauptsächlich ereignislos. 1 ½ Stunden radelten wir hauptsächlich bergauf, Franklin nur mit Vorderbremse, die auf einmal wieder funktionierte. (Zumindest ein bisschen.)
Mein folgender Plan für den Abend sah so aus: Heim, um 7 Uhr treffen mit Capoeiristas, um 11 Uhr Capoeira-Präsentation in Salasaca, danach in Baños tanzen gehen und die österreichischen Volontäre dort treffen.
Bei der Heimfahrt in der Buseta nach Ambato blieben wir kurz stehen, um ein Eis zu essen. (fataler Fehler für mich, wie sich später herausstellte). In Huachi San Fransisco ging dann die Buseta ein und ich nahm den Bus heim, um rechtzeitig zu Capoeira zu kommen.
Dort ging's los: Ich kotzte an dem Tag so viel, wie in den letzten zehn Jahren nicht. Sch*** Eis. Ich habe echt gedacht, dass mein Magen nach zehn Monaten schon an ecuatorianische Spezialitäten gewohnt sei. Aber nein, ich kotzte am WC von Montenegro's Tae Kwon Do Center. Dann ging ein Freund mit mir zu einer Apotheke Tabletten kaufen. Um 20 cent kauft ich eine Tablette, auf deren Wirkung sowohl der Apotheker, als auch mein Freund vertrauten. Ich nahm sie ein, wir gingen einen Block – und ich stürzte zum nächsten Baum, um mich zu übergeben. Mein Entschluss stand: Heimgehen. Verdammtes Eis. Es tat mir sehr leid um die Capoeira-Präsentation. Aber mein Körper spielte nicht mit. Daheim übergab ich mich noch mal vor dem Schlafengehen und einmal mitten in der Nacht.
ABER ich bin noch am Leben und stürze mich in meine letzten beiden Arbeitswochen...

Samstag, 14. Juni 2008

An der Kueste entlang...

...reisten Judith (eine Freundin aus Oesterreich, die derzeit Volunteer in Lettland ist) und ich eine knappe Woche lang durch Lettland und Estland.


MONTAG - Liepaja (Lettland)

Wir treffen uns abends und stehen irgendwann um Mitternacht vor einer geschlossenen Bruecke mitten im Nirgendwo ... haben aber viel Glueck mit unseren netten Couchsurfing-Hosts, die uns mit dem Auto abholen.


DIENSTAG - Liepaja

Strandtag. Natuerlich :)

Abends erfolgreiches Hitchhiken nach Ventspils - Judith "durfte" eineinhalb Stunden lang Lettisch plaudern ... waehrend ich mich entspannte :) Aber ich glaube, es war nicht gar so schlimm fuer sie.


MITTWOCH - Ventspils (Lettland)

Wie im Hotel wohnen wir bei unserem naechsten Couchsurfing-Host, einer sehr netten Lettin. Strandtag wie immer inklusive Erdbeermatschessen, Schaukeln, Schlafen in den Duenen, Suche nach meinem Litauen-Armband, viele viele Spaziergaenge durch die Stadt, ...


DONNERSTAG - Saaremaa (Estland, Insel!)

In der Frueh 4-stuendige Faehrfahrt zur estnischen Insel Saaremaa ... Judith und ich doesen, blicken aufs Meer hinaus, amuesieren uns ueber die Durchsage "Ladies and Gentlemen, we reach now Estonian waters. In our shops you can buy alcohol" (smiiile)...

Erstes groesseres Abenteuer auf Saaremaa - wir kommen irgendwo im Nirgendwo an, lassen den Bus natuerlich vorbeifahren (wir schaffen alles trampend!) ... laufen eine gute Stunde in der Hitze eine Schotterstrasse entlang und planen bereits am Meer zu schlafen, als uns Esten mitnehmen und in die 45 km entfernte Hauptstadt Kuressaare bringen. Glueck gehabt!

Abends wieder am Strand bis wir frieren... (wie jeden Tag :))


FREITAG - Saaremaa und Paernu

Schoene 60km-Radtour (ich bin ganz schoen stolz auf uns, Judith!) zu einem wunderschoenen Badesee ("Baerensee"), Sprung ins (nicht ganz so kalte) Wasser...

Schon wieder Glueck - wir beginnen erst um halb 7 mit dem Projekt "150km Trampen und eine Faehrueberfahrt" - finden bald einen estnischen Schuldirektor, der genau denselben Weg hat, uns 130km mitnimmt und mit uns im Auto auf der Faehre zurueck aufs estnische Festland faehrt.

Abends in einer Pizzeria voller Finnen zusammen mit einem Esten und einem Finnen.


SAMSTAG - Paernu und Rueckweg

Auch den Strand in Paernu lassen wir uns nicht entgehen und diesmal springen (waten eigentlich :)) wir endlich auch ins Ostseewasser.... (mehr als 12 Grad hatte es wohl nicht) ... schooeeen :)

Zum ersten Mal leider Pech mit Trampen ... 3h lang warten wir und kommen kaum mehr als 40km voran :( ... bis uns schliesslich irgendwann ein ungarischer Truckfahrer rettet und nach Riga mitnimmt :)

Irgendwann um halb 2 Uhr morgens bin ich wieder in Kaunas.


War eine tolle tolle Woche!!


Habe dieses Wochenende einige Gaeste mit denen ich Zeit verbringe, gestern und vorgestern war ich auf Seminar - the final one - von meiner Coordinating Organization ... war ebenso schoen wie traurig... viele Abschiede kommen nun in den naechsten 3 Wochen... mh.


Iki ir ate,viso gero!!
Sarah


Pics - Eindruecke von unserer Reise...