Montag, 5. November 2007

#5 Colada Morada-Erlebnisse


Der 1. November, Allerheiligen, heißt hier „Dia de todos los santos“. Für diesen Tag gibt es ganz spezielle Bräuche. Ich war in Techo Propio in der Schule „Escuela La Gran Muralla“ zu dem „Colada-Morada“-Programm eingeladen. Dafür wurde ein Riesenbottich voll mit Colada Morada gekocht. „morada“ bedeutet violett und „colada“ ist ein dickflüssiger, warmer, süßer, trinkbarer Brei. Zubereitet wird die traditionelle Colada mit Mehl vom schwarzen Mais, der gemeinsam mit Früchten wie Erdbeeren, Ananas und Babaca die violette Farbe verursacht. Eingedickt wird das Getränk mit Maizena. Dazu wird „Pan de Guagua“ gereicht, „pan“ bedeutet Brot und „guagua“ ist der Quichua-Ausdruck für Kind oder Baby. Das „Pan de Guagua“ ist im Prinzip Brot in Form eines Kindes.
Am Donnerstag versammelten sich also des Morgens alle Kinder der Schule im Speisesaal und dann wurde die Colada Morada mit dem Pan de Guagua gereicht. Die Köchin füllte schwitzend Becher nach Becher, die Professorinnen eilten geschäftig hin und her, um jedem Kind seinen Anteil zu servieren und verschüttete Colada aufzuwischen und ich huschte dazwischen mit meiner Kamara, um da und dort ein Foto zu machen. (Natürlich habe ich zuerst servieren geholfen!) Nach einer halben Stunde waren die Kinder abgefertigt, die Colada ausgetrunken und das Brot fertiggemampft.
Zwei Tage vor dem Fest wurde mir mitgeteilt, dass ich zur Löffelfrau gekürt worden bin. Ich war anfangs überfordert mit der Information und habe mittags dann Madre Martha gefragt, was das bedeutet. Die Sache ist die: Im Laufe des Programms werden wichtige Menschen gekürt, mit Applaus bejubelt und mit Schärpe gekennzeichnet. Es gibt beispielsweise die Titel König „Rey barros“, der Andenken an die Beteiligten austeilt; „Señorita Colada Morada“, die das Getränk serviert; „Señorita Pan“, die das Brot austeilt; ich als „Señorita Cuchara de Palo“ habe am Vortag noch ein Dutzend kleine Holzlöffelchen und einen großen hölzernen Schöpflöffel gekauft und mit Madre Marthas Hilfe dekoriert (=riesige, kitschige Plastikblumen mit Heißklebepistole draufgeklebt). Die kleinen Löffelchen wurden als Andenken an die einzelnen Personen verschenkt und der große Löffel blieb an der Schule in der Küche. Ich habe also meine Aufgabe als Löffelfrau ausgezeichnet erfüllt und wieder was dazugelernt. Übrigens habe ich in der letzten Woche derart viel Colada Morada getrunken, dass ich glaube, meine Denkfähigkeit wurde durch den vielen Zucker negativ beeinträchtigt. Außerdem habe ich ein Tupperg'schirrl voll Colada Morada in Edwins Rucksack verstaut und das Teil ist leider aufgegangen und hat seinen Rucksack jetzt ein bisserl ruiniert.

1 Kommentar:

Unknown hat gesagt…

Hallo Irene!
Ham grad von den Halbrainers von deinen Internetaktivitäten erfahren - und natürlich gleich nachgeforscht.
Hoff dir gehts gut,
lg Dine

PS: Schöne Grüße auch von den restlichen Hudetzn!