Mittwoch, 19. September 2007

#3 Ein Arbeitstag


Schon um 6 Uhr wecken mich Stimmen von draußen, obwohl mein Wecker erst um 6:30 Uhr läutet. Müde stehe ich auf, um um 7:15 Uhr zu frühstücken. Nach dem Essen räume ich gemeinsam mit Christina die Küche auf, erledige den Abwasch und kehre den Comedor zusammen.
Um 9:00 Uhr breche ich auf ins Zentrum, um von dort den Bus nach Techo Propio, dem ärmsten Viertel Ambatos, zu nehmen. Ich genieße die 25 Minuten Fahrtzeit, da ich einmal völlig für mich bin; ich schaue aus dem Fester auf die immer schlechter werdende Straße und immer feudaleren Häuser und denke über Armut nach. Endlich, als sich an Stelle von Straße nur noch Staub unter mir befindet, steige ich aus und gehe zur Schule „Escuela la gran muralla“, meinem Arbeitsplatz in Techo Propio. Als ich die Klasse des 6. und 7. Jahres betrete (es gibt immer nur jeweils einen Lehrer für zwei Schulstufen) erheben sich die Schüler diszipliniert und grüßen im Chor: „Good morning, teacher!“. In der Pause spreche ich mit einem Mädchen aus der Klasse und sie erzählt mir, dass sie einmal Englisch-Professorin werden möchte. Ich blicke in ihre großen, freudigen Augen und hoffe für sie, dass ihr der Traum eines Tages erfüllt wird. Nach der Pause lässt mich die Professorin „für einige Minuten“ alleine mit den Kindern. Erstmals stehe ich vor einer Schar großer und kleiner Ecuadorianern, 20 dunkelbraune Augenpaare erwartungsvoll auf mich gerichtet. In meiner Not beginne ich zu singen.
Um 13:30 Uhr komme ich im Centro an, esse hastig und nehme meine Arbeit auf. Bis 14:30 Uhr stehe ich hinter einer Theke, trockne Teller ab, nehme Rucksäcke und Schuhputzerkisterl entgegen und richte Tabletts mit Geschirr für die Kinder her.
Danach gehe ich mit Edwin (einem ecuadorianischen Volontär) und Sandra (meiner ecuadorianischen Arbeitskollegin) zum Terminal (Busbahnhof). Hier helfe ich den Kindern bei den Hausaufgaben, rede mit ihnen und höre mir Sachen an, wie: „Warum hast du gelbe Haare?“, „Schenk mir deine Augen!“ und „Wenn du mal eine Katze hast, benenn' sie nach mir, als Erinnerung!“.
Um 17:00 Uhr breche ich vom Terminal auf und komme hungrig in der Albergue an. Ich schaue nach den Kindern, die mit Christina ihre Hausaufgaben gemacht haben und spiele noch ein bisschen mit ihnen. Um 19:00 Uhr wird zum Abendessen gerufen, danach ziehe ich mich in mein Zimmer zurück. Um 21:00 Uhr schlafe ich meistens schon.

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